Eigentlich sollte ich mit dem Schreiben meiner Seminararbeit starten. Doch dann fällt mein Blick auf die Ukulele, die ich vor zwei Jahren gekauft habe und die noch immer eingepackt in meinem Wohnzimmer steht. „Ach was solls, ich fange später an.“, denke ich, öffne YouTube und klicke auf ein Ukulele-Tutorial. Danach fällt mir auf, dass ich meine Wohnung schon lange nicht mehr geputzt habe. Und ehe ich mich versehe, ist wieder ein Tag vorbei, an dem ich nicht mit dem Schreiben angefangen habe. So oder so ähnlich haben meine letzten Semester ausgesehen.
Kommt dir bekannt vor? Dann gehörst wahrscheinlich auch du, wie ich und ganz viele andere Studierende, zur Gruppe der Prokrastinierer*innen. Wenn du dir vor jedem Semester vornimmst, diesmal früher zu starten und am Ende doch wieder Nachtschichten schiebst, dann ist dieser Beitrag für dich. Denn für das Schreiben meiner Bachelorarbeit habe ich erfolgreich einige Methoden ausprobiert, um der Prokrastination ein Ende zu bereiten. Diese möchte ich dir natürlich nicht vorenthalten.
Frustration vorbeugen: Die 50-Prozent-Regel
Wir Menschen neigen dazu, uns zu viel vorzunehmen. Schaffen wir es nicht, unsere To-Do-Liste für den Tag abzuarbeiten, sind wird schnell frustriert und verlieren die Motivation. Bei der 50-Prozent-Methode schreibst du dir eine Liste mit dem, was du in einem bestimmten Zeitraum schaffen möchtest. Danach streichst du im Vorfeld die Hälfte der aufgeschriebenen Dinge wieder von der Liste. So hast du ein realistischeres Ziel, nimmst den Druck raus und hast am Ende des Tages ein Erfolgserlebnis. Das führt dazu, dass du automatisch mehr Motivation für die noch übrigen Aufgaben hast.
Aller Anfang ist schwer: Die fünf-Minuten-Methode
Kennst du das, wenn du die Prokrastination irgendwann endlich besiegt hast, mit der Aufgabe beginnst und dann merkst, dass sie in deinem Kopf schlimmer war? Häufig ist es die Angst vor der Komplexität einer Aufgabe, die verhindert, dass wir anfangen. In diesem Fall ist die fünf-Minuten-Methode ein richtiger Gamechanger. Hier stellst du dir einen Timer auf fünf Minuten und beginnst in dieser Zeit mit der Aufgabe. Läuft der Timer ab, darfst du wieder aufhören und etwas anderes machen. Du wirst sehen: Hast du die erste Überwindung einmal geschafft, erscheint die Aufgabe plötzlich gar nicht mehr so unlösbar. So nimmst du dir die Angst vor der Herausforderung und gewinnst Motivation, nach den fünf Minuten einfach weiterzumachen. Klingt simpel, funktioniert bei mir aber tatsächlich jedes Mal!

Eins nach dem anderen: Das Elefanten-Prinzip
Wie isst man einen Elefanten? Stück für Stück! Manchmal scheint eine Aufgabe riesengroß und man weiß gar nicht, wo man beginnen soll. Dabei liegt die Lösung so nahe. Beim Elefanten-Prinzip wird ein großes Projekt in viele kleine Stücke zerteilt. Danach wird jeder Schritt nach und nach abgearbeitet. Versuche, die Teilprojekte dabei möglichst klein zu halten. So sinkt die Hürde anzufangen und die Motivation weiterzumachen wächst, nachdem du einen Teil des Gesamten geschafft hast. Mit dieser Methode schaffst du dir außerdem einen guten Überblick über das gesamte Projekt und bekommst schnell ein Gefühl dafür, wie viel Zeit es in Anspruch nehmen wird.
Fun Fact: In Tokio gibt es ein Anti-Prokrastinations-Café. Wer ins Manuscript Writing Café geht, muss sich bei Betreten zu einem bestimmten Schreibziel verpflichten. Die Mitarbeiter*innen schaffen Druck, indem sie den Fortschritt regelmäßig kontrollieren. Erst wenn man sein Ziel erreicht hat und es vorweist, darf man das Lokal verlassen.
Vorbereitung ist die halbe Miete: Die Ritual-Technik
Bei der Ritual-Technik entwickelst du deine eigene Routine, die du jedes Mal vor Start einer Aufgabe durchführst. Nimm dir dafür 15 Minuten Zeit, stell dir einen Timer und führe in dieser Zeit dein Ritual durch. Wie dieses aussieht, bestimmst du selbst. Du kannst zum Beispiel nochmal Durchlüften, deinen Schreibtisch aufräumen und alle Unterlagen bereitlegen. Ich stelle mir auch immer ein Getränk und ein paar Snacks bereit. Schaffe am besten alles, was dich ablenken könnte aus Reichweite. So verfällst du nicht der Versuchung doch wieder durch Social Media zu scrollen. Wenn das Ritual einmal zur Routine wird fällt der Arbeitsstart mit jedem Mal leichter.
Funktioniert nicht nur bei Kindern: Das Belohnungsprinzip
Das Belohnungsprinzip wird vor allem in der Kindererziehung eingesetzt und ist ein wirksamer Klassiker – auch bei Erwachsenen. Überlege die eine Belohnung die du dir gönnen willst, nachdem du eine unliebsame Aufgabe erledigt hast. Das kann deine Lieblingssüßigkeit sein, ein Film, Pläne mit Freund*innen oder was auch immer dir Freude bereitet. Anstatt deine Lieblingsserie mit schlechtem Gewissen beim Prokrastinieren zu schauen, machst du es einfach danach. Mit dem guten Gefühl, deinen inneren Schweinehund ausgetrickst zu haben.
Ich wünsche dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen in der Prüfungsphase – du schaffst das! Und vergiss nicht: Hin und wieder ist es auch okay, sich der Prokrastination einfach hinzugeben.
Eure Maria

Maria ist auf einem kleinen Bauernhof am Land aufgewachsen und lebt mittlerweile in der Stadt Salzburg. Sie ist immer auf der Suche nach einem neuen Abenteuer. Die Bucket-Liste ist lang und das Leben viel zu kurz. Nachdem sie vier Jahre in der Modebranche gearbeitet hat, war sie für ein paar Monate mit dem Rucksack in Südostasien unterwegs. Jetzt studiert sie Kommunikationswissenschaft und hofft, ihre Leidenschaft für das Schreiben irgendwann zum Beruf machen zu können.
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Elefant: Rolf Dobberstein via Pixabay