Trash Run

Wir sind uns wohl einig, dass Österreich im Großen und Ganzen ein recht sauberes Land ist. Egal ob in der Stadt oder am Land, man könnte der Meinung sein, dass Müll nicht eines unserer dringlichsten Probleme ist. Aber ist das wirklich so? Im Rahmen der Green WG Challenge haben wir uns auf einen Trash Run begeben und davon wollen wir nun berichten.

Um herauszufinden wie sauber unsere Straßen sind, haben wir vor kurzem etwas für uns ganz Neues ausprobiert, nämlich einen Trash Run. Das klingt vielleicht erstmal nach einer neuen Instagram Challenge, aber in Wahrheit haben wir uns einfach Müllsäcke und Handschuhe geschnappt, auf die Fahrräder geschwungen und sind auf die Suche nach versehentlich ausgestreutem oder achtlos entsorgtem Abfall gegangen.

Trash Run: Gedanken vorab und die „reiche“ Ausbeute

Am Vortag haben wir überlegt, wo wir denn am besten hingehen sollten. Vor allem in der Gegend rund um unseren Wohnort ist es recht grün und vermeintlich sauber. Wir wollten ja auch nicht stundenlang herumlaufen, um dann am Ende nichts vorweisen zu können. Das Set Up für diesen Blog Post wäre damit auch denkbar schlecht gewesen. Aber ihr könnt euch sicher schon denken, was jetzt kommt: Unsere Sorgen waren unbegründet… was in diesem Fall nicht unbedingt etwas Positives ist, aber nun gut. Innerhalb von einer knappen Stunde waren die beiden Müllsäcke voll. Unsere kleinen inneren Wissenschaftlerinnen waren neugierig, weswegen wir den Inhalt zu Hause noch etwas genauer unter die Lupe genommen haben. Ingesamt haben wir gefunden:

  • 21 Getränkedosen,
  • sieben Glasflaschen,
  • fünf Zigaretten-/Tabakverpackungen,
  • fünf “Sackerl fürs Gackerl” mit dazugehörigem Inhalt,
  • vier omnipräsente FFP2 Masken,
  • einen Haufen Karton und Plastikverpackungen,
  • diversen anderen Kleinkram
  • und sage und schreibe 143 (!) Zigarettenstummel.

Die Preise für die kuriosesten Fundstücke gehen dabei eindeutig an eine Flasche Lederöl und an eine leere Nudelverpackung. Es kann ja den Besten unter uns passieren, dass einen, Schuhe polierend, auf einem Bankerl sitzend, ein Heißhunger nach trockenen Nudeln überkommt.

Trash Run Green WG Challenge

Littering ist ein echtes Problem

Nein, aber Schmäh beiseite: „Littering“, so nennt sich das achtlose Wegwerfen von Abfällen in der Umwelt, ist auch in Österreich ein großes Problem. Im Jahr 2018 wurden laut Umweltbundesamt in diversen Aufräumaktionen sage und schreibe 1.000 Tonnen Müll eingesammelt. Obwohl das schon eine wirklich beeindruckend hohe Zahl ist, wird es einigen vermutlich ein bisschen flau im Magen werden, wenn wir sagen, dass das nur ein Bruchteil der tatsächlich gelitterten Abfälle darstellt.

Eine Erhebung aus dem selben Jahr schätzt nämlich, dass allein entlang von Straßen jährlich etwa 4.000 Tonnen Müll unsachgemäß entsorgt werden. [1] Den größten Anteil davon, und das bestätigt auch unser Trash Run, machen dabei diverse Plastikverpackungen aus. [2] Abhängig von einigen Faktoren wie Materialdicke und Witterung kann es zwischen 100 und 5.000 Jahren dauern, bis diese von der Natur komplett zersetzt werden können. Bei Metallverpackungen, wie zum Beispiel Getränkedosen, spielt sich das Ganze in einem Zeitraum von 50 bis 500 Jahren ab, bei Glasflaschen sind es wiederum 4.000 Jahre und länger. Der von der Anzahl her weitaus am häufigsten entsorgte Gegenstand, der Zigarettenstummel, benötigt für die komplette Zersetzung in etwa 2-7 Jahre. [3] Das klingt im Vergleich zu den anderen Zeitspannen fast lächerlich, doch in Wahrheit geht von Tabakabfällen eine besondere Gefahr für unsere Umwelt aus. Durch ihren Abbau finden die in den Filtern aufgefangenen Schadstoffe ihren Weg in die Natur und können dabei pro Stück bis zu 60 Liter Wasser verschmutzen. [2], [4]

Aber auch wenn sich die Materialien irgendwann zumindest teilweise zersetzen, bedeutet das noch lange nicht, dass sie dann komplett weg sind. Vor allem Plastik bleibt uns meist in winzig kleinen Teilchen erhalten. Dieses sogenannte Mikroplastik, das uns mittlerweile vermutlich allen ein Begriff ist, wird dann von den unterschiedlichsten Tieren aufgenommen und findet so über die Nahrungskette sogar den Weg auf unsere Teller und damit in unsere Körper. Das ist, welch Überraschung, weder gut für uns noch für die anderen Lebewesen. Ist das Material noch nicht zerfallen, kann es auch passieren, dass Tiere die Plastikfetzen fälschlicherweise für Nahrung halten, fressen und dann mit gefüllten Mägen verhungern. [5]

Auch landet der Abfall oft auf dem einen oder anderen Weg in unseren Gewässern. Sei es, indem Länder ihren Müll achtlos in die Meere kippen oder, in dem der Wind das liegengelassene Sackerl in die Salzach weht. Das hat zur Folge, dass, wenn wir so weitermachen wie bisher, im Jahr 2050 der Masse nach mehr Kunststoff als Fische in den Meeren sein werden. Definitiv keine schöne Vorstellung! [5]

Und was passiert mit dem Müll im Kübel?

Gut… Müll einfach irgendwo hinschmeißen ist schlecht…”My mind is blown!”, denkt ihr euch jetzt vielleicht zu Recht. Aber wie ist das denn mit dem Müll, der auch wirklich im Kübel landet? Über dieses Thema könnte man jetzt mehrere Doktorarbeiten schreiben, wir werden es jedoch an dieser Stelle nur kurz anschneiden. Im Durchschnitt produziert jede*r Österreicher*in 499 kg Müll im Jahr, was Rest-, Sperr- und Biomüll, Elektroschrott, Altpapier, etc inkludiert.[2] Mit einer Recyclingquote von 60% liegt Österreich zwar im europäischen Spitzenfeld, hinkt aber in der Wiederverwertung von zum Beispiel Plastikmüll ziemlich hinterher. Von den 900.000 Tonnen, die wir jedes Jahr produzieren, wird nämlich nur rund ein Drittel recycelt, der Rest wird verbrannt. Die traurige Realität ist nämlich, dass die Produktion von neuem Kunststoff durch die niedrigen Ölpreise so billig ist, dass sich das Einschmelzen von schon bestehenden Kunststoffgemischen finanziell einfach nicht rentiert. [7] Auch von den 1,4 Tonnen Restmüll wird übrigens nur 1% recycelt. 12% werden deponiert, 87% “thermisch verwertet” aka verbrannt. [8] Wie man sieht, ist also die richtige Entsorgung von Müll auf jeden Fall wichtig, noch besser wäre es allerdings, diesen gar nicht erst zu produzieren.

Aus diesem Grund haben wir uns unsere Mistkübel mal genauer angeschaut, um zu sehen, in welchen Bereichen bei uns noch Verbesserungspotenzial besteht. Was sofort auffällt ist, dass Verpackungen von Lebensmitteln den Mammutanteil unseres Restmülls ausmachen. Vor allem der Einkauf von Obst und Gemüse fällt hier stark ins Gewicht. Ein Hauptgrund dafür ist, dass wir, wie viele Studierende, beim Discounter unseres Vertrauens einkaufen. Dort hat man meistens einfach nicht die Option lose Karotten mitzunehmen. Es wäre also für uns schon mal ein erster Schritt in Supermärkten einzukaufen, die uns diese bieten.

Unverpackte Lebensmittel einkaufen: So klappt es!

Falls man sich jedoch mit der doch eher mageren Auswahl an unverpacktem Grünzeug bei Billa, Spar und Co. nicht zufriedengeben will, besteht auch die Möglichkeit, den wöchentlichen Gemüseeinkauf im Hofladen oder am Markt zu erledigen. In der Stadt Salzburg sind wir im Bezug darauf fast schon verwöhnt: der Schrannenmarkt findet jeden Donnerstag, der Bio-Bauernmarkt jeden Freitag statt, während der Grünmarkt sowieso von Montag bis Samstag geöffnet ist. Eine weitere Option ist der Abschluss eines Gemüsekistenabos. Auch dafür gibt es in Salzburg einige Anbieter, die einem in verschiedenen Intervallen regionales Gemüse und Obst der Saison bis vor die Haustür liefern. Wir können aus eigener Erfahrung sagen, dass es immer wieder aufregend ist, sich durch die aktuelle Kiste zu kosten. Auch für “trockene” Lebensmittel gibt es eine Lösung: das Einkaufen im Unverpacktladen.

Um uns davon selbst ein Bild zu machen, haben wir diese Woche dem Genuss pro Gramm, einem kleinen aber feinen Geschäft in der Paris-Lodron-Straße, einen Besuch abgestattet. Dort kann man allerlei Grundnahrungsmittel wie Reis, Nudeln und Haferflocken sowie Gewürze, Tees und Süßigkeiten, unverpackt und genau in den gerade benötigten Mengen kaufen. Sogar für Essig, Öl und Reinigungsmittel zum Selbstabfüllen ist gesorgt.

Unverpackt einkaufen
Ein Artikel, der bei uns leider auch recht häufig im Müll landet, ist der Joghurtbecher. Den kann man heute beim Einkauf in den meisten Geschäften schon gut vermeiden, indem man sich einfach für Joghurt im Pfandglas entscheidet. Das gleiche gilt übrigens für Milch. Aber Achtung: Beim Großteil der Gläser im Kühlregal handelt es sich um Einwegglas, das zwar natürlich nicht aus Plastik, aber, was Energie- und Ressourcenverbrauch angeht, weniger nachhaltig ist als der normale Becher. Falls man dieses aber trotzdem mal kauft, ist das natürlich nicht das Ende der Welt. Man kann die Gläser nämlich super zum Lagern anderer Lebensmittel verwenden.
Habt ihr außerdem gewusst, dass man in vielen Läden mit eigenen Behältern zur Wurst- und Käsetheke gehen kann? Das steht zwar nirgends explizit geschrieben, ist aber, wenn man lieb fragt, vor allem in nicht-Corona-Zeiten kein Problem. Der gleiche Trick lässt sich auch bei der Kaffee- und Speisenabholung anwenden.

Müll reduzieren – in allen Lebensbereichen

Ein Bereich, in dem wir unsere Müllproduktion in den letzten Monaten schon um einiges reduziert haben, ist das Badezimmer. Wir sind nach und nach auf plastikfreie Alternativen, wie feste Seife und Shampoo, umgestiegen. Auch Produkte wie Wattepads, Plastikzahnbürsten und -wattestäbchen findet man bei uns nur noch selten. Aber auch hier besteht natürlich noch Verbesserungsbedarf. Unsere Lotion und Zahnpasta kommen zum Beispiel immer noch nicht ohne Verpackung aus und auch das Thema Rasur ist so eine Sache. Hier wären der Umstieg auf einen Rasierhobel aus Metall oder das Anfreunden mit einem etwas haarigeren Leben Optionen… so weit sind wir aber definitiv noch nicht und werden es vielleicht auch nie sein. 😉

Wie ihr also seht, gibt es viele verschiedene Ansätze, Verpackungsmüll zu reduzieren und unsere Umwelt zu schützen. Uns ist absolut klar, dass es sich nicht jeder leisten kann, ausschließlich am Biomarkt einzukaufen, bzw. dass Leute nicht zum nächsten Unverpacktladen fahren werden, wenn dieser ewig weit weg ist, aber darum geht es ja auch gar nicht. Wenn jede*r von uns die Menge an Müll, die wir produzieren, in Bereichen reduzieren würden, in denen es uns persönlich am leichtesten fällt, wäre dadurch schon mal viel erreicht. Greift doch, wenn das nächste Mal das Duschgel leer ist, zu einer festen Seife oder nehmt bei zukünftigen Einkäufen die losen Tomaten mit statt den verpackten. Entscheidet euch doch vielleicht für das Bier in der Pfandflasche statt in der Dose, oder investiert in eine Silikonbackmatte und Bienenwachstücher für die Küche. Und an alle Raucher*innen: Steckt die Zigarettenstummel einfach wieder in die Schachtel, bis ihr zum nächsten Mistkübel kommt. Wir sind sicher, die Umwelt wird es uns allen danken.

Eure Mädels von der Green WG Challenge, Team Villa Kunterbunt

Photo Credits:
Titelbild: Jonathan Gonzalez via Unsplash
Restliche Bilder: Team Villa Kunterbunt

Verwendete Quellen:

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