Uni-Orchester der PLUS

Die Universität Salzburg bietet ihren Studierenden, Lehrenden, Alumni und Personal neben vielen verschiedenen Fachstudien auch Freizeitkurse an. Dazu gehören aber nicht nur Sprachkurse und Sportkurse, die wahrscheinlich jede*r kennt, sondern auch das Universitätsorchester. Ich bin seit fünf Jahren dabei und durfte schon Einiges miterleben. Was, das erfahrt ihr im folgenden Beitrag.

Das Universitätsorchester ist ein offener Ort, an dem Jung und Alt, Profis und Laien, Studierende und Lehrende zusammenkommen. Eines aber haben sie alle gemeinsam: Die Leidenschaft für’s Musizieren.

Uniorchester Salzburg: gesucht, gefunden!

Bereits seit fünf Jahren bin ich beim Uniorchester Salzburg dabei (mit Unterbrechung für mein Erasmus-Jahr in Finnland). Man stolpert aber nicht einfach übers Uniorchester so wie man über das Mozarteum in Salzburg stolpert; man muss danach suchen wie nach einem versteckten Lokal, das man nur findet, wenn man es kennt. Ich habe danach gesucht, denn als ich für mein Studium nach Salzburg gezogen bin, habe ich niemanden gekannt und meine einzige Begleiterin war meine Geige. Seit ich acht Jahre alt war, habe ich in der Musikschule Geige gelernt und wollte auch in Salzburg weiterspielen. So bin ich aufs Uniorchester gestoßen.

Nach einem ersten Besuch der Webseite des Orchesters schrieb ich an die Orchester-Leitung und wurde daraufhin auch schon zur nächsten Probe eingeladen, wo ich mich dem Orchester vorgestellt habe und, so gut es ging, versucht habe, richtig mitzuspielen. Vom Blatt zu spielen ist aber gar nicht so einfach, vor allem wenn man die Stücke nicht gut kennt. Aber nach einigen Wochen bei den Proben und Stunden, die ich mit Üben zuhause verbracht hatte, war das Mitspielen kein Problem mehr und die Proben machten richtig Spaß.

Gemeinsames Musizieren verbindet

Wenn man mit Gleichgesinnten Musik macht und gemeinsam einen richtig schönen, füllenden Ton produziert, fühlt man sich fast wie in Trance. Vor allem wenn man außer der Musik nicht viel gemeinsam hat, verbindet gemeinsames Musizieren umso mehr. Und im Orchester findet man alle möglichen Leute, die außerhalb dieses Ortes wahrscheinlich in sehr seltenen Situationen in dieser Konstellation zusammengewürfelt sein würden: Studierende, Lehrende, Universitätspersonal, Alumni und Interessierte, Jung und Junggebliebene, Österreicher*innen und Internationale, Laien und Profis. Auch wenn wir nicht alle professionelle Musiker*innen sind (oder gerade eben deshalb), haben wir immer sehr viel Spaß und Freude am Proben. Sogar unser Dirigent erfreut sich daran, uns und das Publikum bei unseren Konzerten mit Anekdoten oder Witzen zu unterhalten.

Uniorchester der PLUS

Gute Stimmung & Musiker-Humor machen das Orchester aus

Nach den Proben und Konzerten gibt es normalerweise immer ein Musiker*innentreffen im Wirtshaus für diejenigen, die noch Zeit, Lust, Geld und Energie haben. Energie ist manchmal wirklich Mangelware; nach einem langen Tag in der Uni oder bei der Arbeit können zweieinhalb Stunden Orchesterprobe viel Kraft und Konzentration kosten. Das ist vor allem in den ersten paar Wochen der Fall, wenn der Fortschritt in den Proben noch nicht wirklich sichtbar ist. Aber mit jeder Woche klingen die Stücke besser, sicherer und vollkommener. Wenn dann auch noch alle Instrumentenstimmen zusammenkommen und ein voller Klang entsteht, ist es die Anstrengung wirklich wert. Dieser Klangt beeindruckt und fasziniert mich jedes Mal aufs Neue und manchmal wird man beinahe in eine andere Welt transportiert, in der es nur die Musik gibt.

Aber bei uns im Orchester geht es nicht wirklich um diese spirituelle, esoterische Seite der klassischen Musik. Meistens wird bei den Proben auch viel gescherzt und gelacht. Unser Dirigent Carlos ist fast immer gut gelaunt und wird seinem Ruf als Südländer gerecht. Oft erzählt er uns Dirigentenanekdoten, die er erlebt hat. Einmal hat er mit solcher Leidenschaft und Energie dirigiert, dass ihm der Dirigierstab aus der Hand und in die Lüfte der Konzerthalle geflogen ist.

Wie bei allen Musiker*innen, sind es auch bei uns die Violas, über die am meisten Witze gemacht werden. Triftigen Grund hat das keinen, aber Bratschenwitze gibt es wirklich. Ein Beispiel: Wie verhindert man, dass seine Geige nicht gestohlen wird? Man legt sie in einen Violakoffer. Mit solchen und noch weitaus ungenießbareren Witzen müssen sich die Bratschen ihr Leben lang herumschlagen. Aber sie sind wahrscheinlich schon daran gewohnt.

Coronazeiten im Orchester

Wie auch alle anderen Freizeit- und Nicht-Freizeitaktivitäten mussten die Orchesterproben und Konzerte Corona-bedingt für ein komplettes Semester eingestellt werden. In dieser schwierigen Zeit habe ich das Musizieren sehr vermisst. Im Monat Oktober hatten wir Glück und konnten einige Male proben, wobei aus Sicherheitsgründen jede*r sein eigenes Pult bekommen hat. Das traf sich gut für mich, da mein Sehsinn nicht einwandfrei funktioniert, jedoch war es für das Zusammenspielen eher hinderlich, denn man hört seine Mitmusiker*innen schlechter.

Außerdem wurde das Orchester zweigeteilt, so dass eine Woche die hohen Streicher probten (1. Und 2. Geige), die zweite Woche die tiefen (Viola, Cello, Kontrabass). Auch die Bläser mussten wir dieses Semester aufgrund von Corona leider zurücklassen. Somit sollte es ein abwechslungsreiches Programm nur für Streicher mit Grieg, Puccini, Gershwin und Mendelssohn geben, das leider nicht zustande kommen konnte. Inzwischen hat unser Dirigent Carlos die Idee präsentiert, ein Stück zuhause aufzunehmen und zusammenzufügen (ein Online-Orchester), damit wir auch im Lockdown in Übung und unsere Finger schnell bleiben. Der Lockdown wurde inzwischen gelockert, aber wie die PLUS hat auch das Orchester im Februar Semesterferien. Wie es nächstes Semester weitergehen wird steht in den Sternen!

Wenn auch du dich für klassische Musik interessierst und noch auf der Suche nach Gleichgesinnten bist, komm zu unseren Proben oder hör dir unser Konzert an! Und auch neue Mitglieder empfangen wir normalerweise immer mit offenen Armen und Ohren. Aktuell macht uns zwar leider Corona einen Strich durch die Rechnung und wir können keine neuen Mitglieder aufnehmen, aber das wird sich auch wieder ändern. Also: Stay tuned!

Eure Lisa Marie

Ursprünglich aus Südtirol hat Lisa Marie bereits viele Heimaten in der Welt gefunden: Irland, Finnland und natürlich auch Österreich, wo sie Germanistik und Anglistik studiert hat. Neben Reisen interessiert sie sich für Literatur und die Natur, und in ihrer Freizeit spielt sie Geige im Universitätsorchester. Wenn es darum geht, neues zu probieren ist Lisa Marie immer dabei; vor allem wenn es um Essen geht.

Photo Credits:
Uniorchester via Redakteurin

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