Jede*r von uns kennt es: Bananen mit braunen Stellen, trockenes Brot oder die Pizza, die dann doch zu groß ist und zur Hälfte im Restaurant gelassen wird – manchmal ist es das Aussehen, das Mindesthaltbarkeitsdatum oder der mangelnde Appetit, was dazu führt, dass rund 1/3 aller Lebensmittel global weggeschmissen werden. Was hinter dieser Lebensmittelverschwendung steckt, was du dagegen tun kannst und inwiefern der Klimawandel davon beeinflusst wird, kannst du im Folgenden herausfinden!
Nach grünen Unis, Repair-Cafés und fairer Kleidung durften wir uns eingehender mit dem Thema Lebensmittelverschwendung beschäftigen. Für einen ersten Einblick diente der Film Taste the Waste (Valentin Thurn, 2011), der die globalen Ausmaße des Lebensmittelabfalls vermehrt ins Gespräch brachte. Zudem haben wir uns über Möglichkeiten der Haltbarmachung informiert und einen Kochabend mit Freunden veranstaltet, bei dem wir uns die Reste in der Küche vorgeknöpft haben.
„Taste the Waste“ – Wie Überproduktion und -konsum einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen
Sind euch die Begriffe dumpstern, containern oder müllstierdln bekannt? Wenn ja, dann habt ihr vielleicht Freund*innen, die dieses Konzept für sich entdeckt haben. Oder vielleicht seid ihr ja sogar selbst dahingehend unterwegs. Mit diesen Begriffen werden nämlich Menschen beschrieben, die des Nachts um die Häuser schleichen und Supermarktcontainer nach weggeworfenen Leckereien durchstöbern. Ausgerüstet mit Stirnlampe, Handschuhen und Rucksack ziehen so Menschen in Städten rund um die Welt los, um das zu retten, was von den Discountern als nicht mehr verkäuflich abgestempelt und entsorgt wurde. Warum die schonungslose Lebensmittelverschwendung? Schlichtweg aufgrund eines bald ablaufenden Mindesthaltbarkeitsdatums, Schönheitsmängel, offener Verpackungen, zu großer Liefermengen, nötigem Platz in den Regalen oder täglich frisch gebackener Brotauslage.

Noch besser beschreibt es vermutlich der Film Taste the Waste, worin wir zwei „Mülltauchern“ in Wien auf ihren Ausflügen folgen. Ihre Aktionen dienen als Weckruf in Sachen Lebensmittelverschwendung. Das Faszinierende: Seinen Bedarf an Lebensmitteln kann Tim (Name geändert) zu 90% allein aus den weggeworfenen Waren decken- nur Öl müsse er sich dazukaufen. Wobei: „Heute selbst das nicht“, wie er mit einem Augenzwinkern verrät.
Von krummen Gurken und Designer-Tomaten
Besonders schockierend: Ein Großteil der Ernte (bei Kartoffeln 50%) schafft es nicht einmal in die Geschäfte, da bereits vorher aussortiert wird. Zu klein, zu groß, zu dick, zu krumm. Man denke einmal an die oft angeprangerte Regelung für die krumme Gurke, die von der EU aufgrund einfacheren Transports eingeführt wurde. Was Wenige wissen: Das Gesetz wurde abgeschafft, doch wo sind die krummen Gurken im Supermarkt? Wenn man dann noch hört, dass inzwischen schon Farbscanner genutzt werden, um den perfekten Farbton bei Tomaten zu bestimmen, dann frage ich mich wirklich, was hier falsch läuft. Designer-Tomaten und Perfektions-Obst im Supermarkt scheinen der anerkannte Standard und regelrechte Normalität zu sein.
Unser tägliches Brot gib uns heute – ab in die Tonne?
Als „biologisch wertvoll“ bezeichnete der Landwirt im Film seine Kartoffeln, als er von einem Kontrolleur auf seine nicht deklarierte Ware angesprochen wurde. Das sei ja schön und gut, aber keine angemessene Klassifizierung seiner Güteklasse, wurde ihm geantwortet. Qualität habe sich schließlich in Kategorien und Normen einzufügen – da solle sich dann gefälligst auch die Natur dranhalten.
Normen bedeuten auch, dass Kund*innen am Abend noch das gesamte Brotsortiment vor sich haben möchten. Die Folge: 10-20 % an Backwaren landen jeden Tag im Müll. Dass sich das sehr schlecht mit der Vermeidung von Lebensmittelabfällen verträgt, haben viele Bäcker*innen bereits erfahren und kürzen daher ihr Angebot zum Ladenschluss hin. Die Konsequenzen seitens der Kund*innen sind wütende Beschwerden und Drohungen. Ein deutscher Bäcker macht es ganz effizient: Mit seinem trockenen Brot befeuert er seine Betriebe in ganz Deutschland. In Wien landet übrigens täglich so viel Brot im Müll, wie Graz an einem Tag isst.
Doch nicht allein die Supermärkte und Betriebe sind „die Schuldigen“: Pro Minute werden 288 kg Bananen weltweit weggeworfen, weil sie zu grün oder zu braun sind, die Kundschaft diese nicht kaufen möchte oder man vielleicht doch keine 6 Bananen auf einmal essen wollte.
„mindestens haltbar bis…“ ist nicht gleich „sofort tödlich ab“
42 % aller Lebensmittel landen durch private Haushalte im Müll. Neben schlechter Einkaufsplanung, fehlendem Bewusstsein und Schnäppchenpreisen bei Großpackungen, liegt es vor allem am überzogenen MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum), welches pauschal auch als Ablaufdatum bezeichnet wird. Dadurch wird suggeriert, dass das Produkt nach einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr verzehrbar sei. Das stimmt allerdings so nicht! Das MHD wird von Unternehmen häufig früher angesetzt, als es nötig ist. Der Grund: Es sichert bestimmte Eigenschaften bezüglich Aussehen und Geschmack zu.
Daher: Mindestens haltbar bis… ist nicht gleichzusetzen mit „sofort tödlich ab“! Nicht zuletzt kann man sensorisch nachprüfen, ob etwas noch verzehrbar ist. Riecht es komisch? Bildet sich Schimmel? Nein? Na, dann – guten Appetit.
Lebensmittelverschwendung als Trend: Schätzen wir unser Essen noch wert?
Das Wegwerfen von Lebensmitteln sollte nicht als normal angesehen werden, schließlich beinhaltet ein einzelnes Produkt vielfältige Arbeitsschritte von der Ernte, Produktion über Transport bis hin zur Verarbeitung und Weitergabe. Ist es gerechtfertigt, dass exotische Früchte vom Baum in Afrika gepflückt werden, nur um bei uns in Europa in der Tonne zu landen? Damit wird die Wertschöpfung entlang dieser Kette mit Füßen getreten. Schiff- und Flugtransport sowie Lagerung befördern Emissionen in die Atmosphäre, die Umwelt wird durch den großen Wasserverbrauch von Pflanzen belastet und der persönliche Bezug zur produzierten Nahrung scheint abhandengekommen zu sein. Lebensmittelverschwendung wird damit zur Alltagserscheinung, das muss aber nicht so sein.
Es geht ans Eingemachte
In Phase 2 hieß es dann: Wie kann man Lebensmittel haltbar machen? Es ging darum, Ideen und Möglichkeiten aufzuzeigen, mit denen man auch außerhalb der Saison Apfelkompott und Gemüse genießen kann.

Was wir schnell festgestellt haben: Im Zweifelsfall frag deine Oma, die hat bestimmt ein paar Tricks auf Lager. Marmelade kochen, Sauerkraut einlegen oder Apfelchips im Ofen dörren – alles kein Hexenwerk und ziemlich einfach umzusetzen.
Was du alles tun kannst?
- Einkochen von Obst, Gemüse oder fertigen Gerichten: Durch das Erhitzen entsteht im Glas ein Überdruck, beim Abkühlen bildet sich ein Vakuum. So bleibt das Glas luftdicht verschlossen und der Inhalt vor Keimen geschützt.
- Einlegen von Gurken, Kohl, Zwiebeln, Tomaten, etc. in Essig: Für 1kg Gemüse nehmt ihr ½ l Essig & ¼ Wasser mit Gewürzen. Jetzt wird das Gemüse darin gargekocht, bevor dann das Ganze heiß in saubere Gläser abgefüllt wird (dabei gut bedeckt mit Flüssigkeit).
- Selbstgemachtes Kimchi oder Sauerkraut
- Einlegen in Öl (man denke an getrocknete Tomaten): Gut geeignet für Paprika, Aubergine, Pilze oder Artischocken, Schafs- und Frischkäse. Wie es geht? Einfach nach Belieben bei der Auswahl alles abwechselnd in ein passendes Gefäß einfüllen und 1-2 cm mit Öl bedecken
- Trocknen: Ihr könnt von Apfelchips, Gemüsechips, Cracker bis hin zu getrockneten Kräuter oder Tee eigentlich alles trocknen.
- Pesto zum Aufbrauchen von Kräutern oder Gemüse
- Sirup/ Saft aus großen Mengen Obst herstellen
- Bananen: Bananenbrot, -muffins, -pancakes, -kekse, -smoothie, -milch
Sharing is caring
Und, wenn einem Mal die Zeit zum stundenlangen Kochen fehlt oder spontan die Weihnachtsferien vor der Tür stehen und der Kühlschrank noch voll ist? Dann kann man seine Freund*innen zum gemeinsamen Resteessen einladen. Frei nach dem Motto: „Geteilte Freude ist doppelte Freude“. Und gerade mit mehreren Leuten kann man sich sehr kreativ austoben, was die Verarbeitung von Resten angeht. Lebensmittelverschwendung kann man damit gekonnt entgegensteuern.
Und, wenn du noch aktiver werden willst? Dann mach doch bei foodsharing mit! Foodsharing ist ein Verein aus ehrenamtlichen Personen, die sich das Ziel der Vermeidung von Lebensmitteln gesetzt haben und neben vielen Städten in Deutschland, der Schweiz und Österreich eben auch Kooperationen mit Betrieben in Salzburg aufbauen.
Also hilf‘ mit und rette die braune Banane! 😊
Eure Bio-Äpfel
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