Halbzeit und das heißt, dass fünf der zehn Herausforderungen der Green WG Challenge bereits absolviert sind. Nun nicht mehr ganz grün hinter den Ohren, wurden wir direkt mit einem heimtückischen und unsichtbaren Gegner konfrontiert. Immer auf der Lauer ist er oft scheinbar schwer zu vermeiden, aber noch schwerer loszuwerden. Es ist die Rede von Kohlenstoffdioxid (CO2). Allen bekannt als Treibhausgas, sammelt es sich durch menschliche Aktivität immer mehr in der Atmosphäre an, staut es die Wärme der Sonne und führt so zu einer Aufwärmung der globalen Temperatur.
In der sechsten Woche der Green WG Challenge berichten wir euch von unseren Erkenntnissen zum CO2-Verbrauch, dem Vortrag der Klimawissenschaftlerin Sabine Fuss. Außerdem erzählen wir euch, wie ihr euren CO2-Fußabdruck ausrechnen und verkleinern könnt und welche Maßnahmen wir für uns selbst gesetzt haben.
Bäume für Paris: Methoden zum CO2 Abbau
1,5 Grad. Dieser Wert taucht immer wieder im Vortrag der Klimawissenschaftlerin Sabine Fuss auf. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftler*innen des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change in Berlin erforscht sie die Herausforderung des Klimawandels und Nutzung gemeinsamer Ressourcen. Mit ihren Kolleg*innen erarbeitet sie mögliche Zeitpläne, wie wir – damit ist die globale Gemeinschaft gemeint – eine Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad verhindern können. Die verschiedenen Zeitkurven der menschlichen Nachhaltigkeitsbemühungen sind mal mehr mal weniger optimistisch und sie zeigen vor allem eines: Es herrscht Zugzwang.
Die Transformation von fossilen zu nachhaltigen Energiequellen muss noch schneller geschehen. Und vor allem wird klar, dass wir selbst bei unseren besten Bemühungen auf Technologien zurückgreifen müssen, die Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre entfernen. Sie werden carbon dioxid removal methods genannt, kurz CDR. Das klingt spannend und wir fragten uns was nun diese neuen, futuristischen Technologien sind, die uns wohlmöglich vor dem Klimaexitus retten können? Die erste vorgestellte technische Wunderwaffe heißt: Der Baum. Aufforstung, so Sabine Fuss, ist wohl die kosteneffizienteste und auch erprobteste Methode, CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Bäume benötigen CO2 für ihr Wachstum und speichern es in ihren Körpern. Nebenbei entstehen dadurch mehr Grünflächen für Mensch und Tier. Das finden wir toll!

Andere Technologien beinhalten – weil noch zu wenig erforscht – mehr technisches Know-how und auch gewisse Risiken. Eine bereits besser erforschte Technik ist die Rückführung von CO2 in den Boden. Unter hohem Energieaufwand wird das CO2 in den Boden gepresst und dort gespeichert. Der Kniff dabei ist, dass der Energieaufwand nicht mehr CO2 produziert als versucht wird zu reduzieren. Stichwort: Bioenergie!
Ein weiterer spannender Ansatz ist die Anreicherung von Baumaterialien mit Kohlenstoffdioxid. Jedes Haus und Gebäude wird damit zum CO2-Speicher. Bisher sind diese Materialien jedoch mit einem noch sehr hohen Energieaufwand verbunden.
Generell, ermahnt Sabine Fuss, sind diese CO2-Reduktionsmaßnahmen keine Einladung seinen CO2-Verbrauch frei von der Leine zu lassen, denn das Potenzial von CDR ist begrenzt. CDR Methoden stecken teils noch in den Kinderschuhen und viel Forschung und Geld muss noch investiert werden. Jede gesparte Tonne CO2 ist besser, als ein Tonne CO2, die man wieder aus der Atmosphäre entnehmen muss!
Wir berechnen unseren CO2-Fußabdruck
Jetzt heißt es Hosen runter oder besser gesagt Schuhe aus! Wir haben einen Blick gewagt auf unseren eigenen CO2-Fußabdruck. Zu diesem Zwecke haben wir uns verschiedener Online-Rechner bedient, die sich aber im Großen und Ganzen ähneln und in der Genauigkeit der Fragen unterscheiden. Alle erfassen aber die Bereiche Ernährung, Transport, Wohnen und Konsum. Besonders gefallen hat uns die Seite fussabdruck.de der Organisation Brot für die Welt. Hier werden einem seine Antworten grafisch in Animationen wiedergespiegelt. Ein hoher Fischkonsum zum Beispiel führt zu einem tristen und fischlosen Meer. Ein niedriger Konsum zeigt einem einen von Fischschwärmen strotzenden Ozean. Weitere gute CO-Fußabdruck-Rechner fanden wir auf co2-rechner.de und mein-fußabruck.at.
Aber bevor wir uns im Schwärmen über hübsche Animation und gut designte Internetseiten verlieren, zurück zur unangenehmen Wahrheit und dem Zweck dieser Aufgabe: unser CO2-Fußabdruck. Wir waren wirklich leicht schockiert, denn bei uns allen drei zeigten die Rechner an, dass wenn jeder Mensch so viel verbrauchen würde wie wir, wir mindestens 1,7 bis 2,3 Erden bräuchten. Und das obwohl unser Verbrauch bereits unter dem Durchschnitt lag. Da die Raumfahrt noch ein bisschen braucht, bis wir uns auf einen neuen erdähnlichen Planeten niederlassen können und unsere Erde ja doch ganz nett ist, haben wir also genauer betrachtet, wo unsere größten „Umweltsünden“ liegen und was wir in Zukunft besser machen können.
Ein wichtiger Faktor, der die Carbon-Schuhgröße vergrößert hat, war bei mir persönlich der Punkt Mobilität. Ich habe mir dieses Jahr vier Flüge (zweimal Hin- und Rückflug) gegönnt und das hat die CO2-Emissionen ordentlich raufgetrieben. Ansonsten bin ich relativ umweltfreundlich mit Fahrrad und Bahn unterwegs. Im Punkt Ernährung darf es dann in Zukunft bitte öfter vegan, regional und Bio sein. Die Seite von Brot für die Welt empfiehlt uns außerdem einen Kochkurs für regionale und saisonale Küche. Weitere Punkte sind natürlich Müllvermeidung und weniger Energie für Strom und Heizen aufzuwenden.
Unser Wunschzettel an die Politik
Wir sind in die Green WG Challenge gestartet, um mehr über nachhaltiges Verhalten zu lernen. Und auch wenn wir uns in einigen Punkten noch verbessern können, merken wir immer öfter, dass wir nur in einem von Politik und Gesellschaft geschaffenen Handlungsspielraum agieren können. Die Klimawissenschaftlerin Sabine Fuss bringt es auf den Punkt:
„Es ist nicht nur unser Verhalten, sondern es sind auch die Verhältnisse, die uns erlauben unser Verhalten anzupassen und nachhaltiger zu gestalten.“
Daher formulieren wir passend zur Weihnachtszeit einen Wunschzettel an die Politik, was sich ändern muss, damit ein wirklich nachhaltiges Leben möglich ist:
Wir wünschen uns …
- bessere Häuserisolierungen. Oftmals entsteht durch schlechte Wärmedämmung ein hoher Energieverbrauch, an dem man als Mieter*in wenig ändern kann
- dass Fliegen teurer und Zug und Nahverkehr günstiger werden
- schnellstmöglich einen Kohleausstieg und einen Stopp der Subventionen für fossile Brennstoffe
- eine CO2-Steuer, die widerspiegelt welche Kosten in Zukunft durch das verursachte CO2 entstehen werden
- Investitionen in CDR Methoden und Beginn mit Aufforstung und Schaffung von Grünflächen in der Stadt (z.B. auf Dächern & vertikale grüne Wände)
Es bleibt abzuwarten, ob unsere Wünsche dieses oder nächstes Weihnachten in Erfüllung gehen. Wenn nicht, könnte man sich überlegen eine ökologische Abwandlung vom Krampus ins Leben zu rufen. Knecht Thunberg (Arbeitstitel) wird dann zu den Politikern und Klimawandelleugnern dieser Welt geschickt und jagt ihnen einen gehörigen Schrecken ein.
Aber Spaß beiseite. Es ist auch hier zu betonen, dass wir der (Solar)Motor der Nachhaltigkeit sind. Wir, die Menschen, die sich informieren, die hinschauen, mit anderen Leuten darüber reden und Blogeinträge über Nachhaltigkeit und den CO2 Abbau lesen. Ganz nach dem Motto Be the change you want to see in the world (Ghandi).
Grüne Grüße,
Die Grünen Veltliner
Photo-Credits:
Titelbild: Simon P. Haigermoser
Bild Schornstein: Photo by veeterzy on Unsplash