PLUS Green Campus Nawi

Thema von Aufgabe Nummer 5: „eine Grüne Universität“. Um in die Thematik einzutauchen, folgte zunächst ein „Meet & Greet“ mit dem Kernteam der PLUS Green Campus Initiative der Universität Salzburg. Worum es dabei ging? Um die Hard Facts, die es in puncto Nachhaltigkeit an einer Universität und im Leben von Studierenden zu verstehen gilt. Welche Erkenntnisse wir gewonnen haben, lest ihr im Folgenden.

„Grüne Universitäten“ sind ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft. Das Gedankengut und die Einstellung, welche die Unis verkörpern, werden nach draußen getragen und beeinflussen die Einstellung und das Leben der ganzen Gesellschaft. In Bezug auf den Klimaschutz ist es für uns alle sehr wichtig, dass Nachhaltigkeit als ein wichtiger Wert von unseren Unis gelebt wird.

Herausforderungen für die PLUS Green Campus Initiative

Mit Plus Green Campus (kurz PGC) darf sich die Universität derzeit rühmen, die einzige von Studierenden gestartete Nachhaltigkeitsinitiative in Österreich vorzuweisen. Diese ist sogar durch EMAS (Eco Management and Audit Scheme) zertifiziert. Dabei handelt es sich um ein freiwilliges Instrument der Europäischen Union, wodurch Unternehmen, Institutionen und Organisationen unterstützt werden, wenn es darum geht, die eigene Umweltleistung zu verbessern. Die Novellierung des leistungsorientierten Gemeinschaftssystems des freiwilligen Umweltmanagements und Umweltbetriebsprüfung ist 2010 in Kraft getreten.

Im Zuge der Zertifizierung der Universität Salzburg mit dem internationalen Umweltmanagementsystem ISO 24001 ist sie dazu verpflichtet, Daten zur Ressourcen- und Energieverbräuche, Emission, Abfälle usw. preis zu geben. Bei der Zielverfolgung bezüglich Umweltleistung und Organisation wird besonderer Wert auf eine nachhaltige und kontinuierliche Verbesserung gelegt.

Außerdem folgte im Jahr 2012 der Beitritt zur Allianz nachhaltiger Unis in Österreich. Die 16 Mitglied-Universitäten (Wien, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Tirol, Niederösterreich und Oberösterreich) setzen sich gemeinsam für Themen der Nachhaltigkeit ein. Universitätsübergreifende Aktivitäten soll das erfahrungsbasierte Lernen in Bereichen der Lehre, Forschung, Universitätsmanagement, Wissensaustausch und Strategien zu Nachhaltigkeitsthemen fördern.

PGC ist zudem Partner der Klima und Energiestrategie Salzburg 2050. Hierbei werden gemeinsam Ziele zum Klimaschutz und Energiewende unter dem Titel: “Masterplan Klima + Energie 2030” verfolgt. Zwischenschritte mit mehreren Umsetzungsprogrammen sollen schlussendlich zu einem langfristigen klimaneutralen, energie-autonomen und nachhaltigen Konzept bis 2050 umgesetzt werden. Teilziele bestehen aus Reduktionsmaßnahmen des Ausstoßes von Treibhausgasen. Zudem soll es mehr Anteile erneuerbarer Energien geben.

Seit 2015 orientiert sich PGC außerdem an den SDGs (substantive development goals). Die damit verbundenen Maßnahmen wurden bereits der österreichischen Bundesregierung vorgelegt. Folgende Richtlinien wurden dabei impliziert: Keine Armut, Weniger Ungleichheiten, hochwertige Bildung und natürlich entsprechende Maßnahmen zum Klimaschutz.

Dürfen wir vorstellen: das PLUS Green Campus (Kern-)Team

Das Kernteam des PGC besteht aktuell aus dem Umweltmanagement (Hauptvertreter: Harald Mühlfellner) und dem Mobilitätsmanagement (Radservicetag, Bustickets-Aktionen, Radinfrastruktur, E-Tankstellen, etc.). Ein weiterer Teilbereich ist die Bewusstseinsbildung sowie Forschung und Lehre. Die Leitung trägt dabei Umweltpsychologin Dr. Isabella Uhl-Hädicke. Zu ihren Aufgabenbereichen zählt zudem die Organisation unserer Green WG Challenge. Auch das PGC Student Team wird von ihr geleitet. Das Team ist euch sicher schon einmal untergekommen, denn das Team betreut wiederholt Infostände und setzt das so genannte Grüne Kino um. Über dies hinaus gibt es seit dem WS 2019/20 nun auch die Studienergänzung Klimawandel und Nachhaltigkeit (siehe dazu auch: Grüner geht immer – die neue Studienergänzung „Klimawandel und Nachhaltigkeit“), die wie auch die Ringvorlesung Klima-und Energiepolitik von Dr. Isabella Uhl-Hädicke geleitet wird. Und als, ob das noch nicht genug wäre, gibt dann noch die PGC Summer School, im Rahmen derer es sogar eine Kooperation mit Studierenden aus den Niederlanden gibt. Widmen wir uns dem Forschungsbereich wäre das Forschungsnetzwerk CSRN+ zu erwähnen. Hier sprechen wir von derzeit ca. 50 Forscher*innen der PLUS aus verschiedenen Disziplinen. Hierzu zählen dann auch solche Events wie Together 2050. Teilnehmende Forscher*innen sind außerdem Mitglieder der Scientists4Future-Bewegung.

Prioritäten des PGC-Teams

Wichtig ist der PGC-Initiative, dass sie “nicht nur brav Müll trennen, sondern mehr leisten und als Vorreiter*innen agieren.“ Immerhin, so die Aussage des Teams, haben teilnehmende Personen bestimmte gesellschaftliche Stellungen und können damit positiven Einfluss nehmen. Darüber informiert das Team auch regelmäßig mit einem eigenen Newsletter. Außerdem gibt es zahlreiche Aktionen für Studierende wie eben die Green WG Challenge (im Bereich Bewusstseinsbildung), den PGC Corner in der Hauptbibliothek und im Unipark, wo man sich Bücher zum den Themen Nachhaltigkeit und Umwelt ausleihen kann (Anregungen sind gerne erwünscht), die Sustainability Week mit interessanten Vorträgen und praktischen Workshops zu gemeinsamem, umweltfreundlichem Kochen und zur Herstellung von natürlichen Kosmetika. Selbst das Print Center der Universität wurde mit dem Zertifikat zur Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Vergangene Woche wurde vom PGC Mobilitätsmanagement auch die sogenannte BikeKitchen (siehe dazu: Survival Guide: Radfahren in Salzburg) angeboten. Doch dazu gleich mehr.

Rauf auf’s Radl: BikeKitchen

Die BikeKitchen bei carlavelorep (Elisabethstraße 17; läuft über Caritas Salzburg) ist ein Beschäftigungsprojekt für Menschen zwischen 15-30 Jahren. Ziel ist es, junge Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dies gelingt vor allem durch die Strukturierung des persönlichen Lebensalltags. Dabei sind Faktoren wie die soziale Teilhabe als auch die gesellschaftliche Befürwortung individueller Fähigkeiten besonders wichtig.

PLUS Green Campus Bikekitchen

Die gemeinnützige Fahrradwerkstatt, die Teil des Unternehmens ist, folgt der Unternehmensphilosophie und führt den Leitgedanken “Upcyle your Bicycle”. Ein zentraler Beitrag im Bereich Nachhaltigkeit würden wir behaupten. Übrigens können bei carlavelorep auch Fahrradspenden abgegeben werden!

Was haben wir gelernt?

So einiges, würden wir sagen. Aber, um es etwas genauer zu handhaben. Wir haben vor allem Nützliches für den Alltag gelernt. Zum Beispiel wissen wir nun, dass eine Bremse am Rad dann abgefahren ist, wenn die die Rillen daran nicht mehr gut erkennbar sind. Bremsen können zudem ganz leicht selbst eingestellt werden, wenn man die zwei Schrauben an den Bremsen vorn am Rad festzieht. Ihr seht: Wir haben gut aufgepasst! Es hat uns aber auch sehr viel Spaß gemacht, selber am Radl zu schrauben. Aber zugegeben, wir brauchten schon immer wieder Hilfe von den Mitarbeitern Berni und Toni, da wir selber doch etwas wenig Ahnung von der Rad-Technik haben.

PLUS Green Campus Bikekitchen Werkstatt

„Grüne Unis“ und weiter?

Als Forschungs- und Lerninstitution kann eine Universität viel zu Problemlösungsansätzen und Umsetzungen bezüglich globalen Umweltproblemen, wie der Erderwärmung, Verlust der biologischen Vielfalt, oder der plastischen Verschmutzung der Ozeane beitragen. Doch ab wann spricht man nun von so genannten „Grünen Universitäten“? Hierzu haben wir folgende Kriterien und Zielsetzungen festgehalten, die charakteristisch dafür sind:

  • Es bestehen Uni-Externe Aktivitäten, um mit Nachhaltigkeitsthemen in Kontakt zu treten (Wissenstransfer).
  • Die Uni selbst erzeugt keine CO2-Emissionen durch einen Kauf von erneuerbaren Energien, der Förderung des öffentlichen Verkehrs, oder der Isolierung von Gebäuden.
  • Durch eine Maximierung des Recyclings, der Kompostierung von Lebensmitteln, oder den Wiederverwendungssystemen wird in Grünen Unis die Verschwendung von Ressourcen vermieden.
  • Zudem trägt der Kauf von Bio-Lebensmitteln, die Schaffung von Campusgärten und vor allem das Verbot giftiger Chemikalien zur maximalen Artenvielfalt bei.

Wie können Ideen und Konzept zum Thema Nachhaltigkeit an einer Universität konkret umgesetzt werden? Und welche Green Universities existieren bereits?

  • Die Simon Fraser University in Kanada legt den Schwerpunkt vor allem darauf, wissenschaftliche und strategische Pläne zu entwickeln, um grüne Initiativen zu entwickeln.
  • Die University of Alcalá, Spanien, verfolgt zahlreiche Praktiken für die Umwelt, die vom Recycling bis zur Energieeffizienz reichen, einschließlich Transport und Wasser. Sogar ihre Lehrpraktiken sind grün, da man im Rahmen des Studiums einen Abschluss in Umweltwissenschaften mit Promotion in Klima-, Weltraumforschung und Management von Wasserressourcen absolvieren kann.
  • Rafael Lándivar University, Guatemala: Hier geht es hauptsächlich darum, einen sozial verantwortlichen Umgang mit den verfügbaren Umweltressourcen anzustreben. Auf Basis der Umweltforschung und -bildung erfolgt eine private Nutzung der natürlichen Ressourcen des Campus und seiner Umgebung.
  • Universidad Iberoamericana, Mexiko:  Hier herrscht ein aktives Engagement für Nachhaltigkeit und die Reduzierung ihrer Umweltauswirkungen, indem auf der vermittelten Wissensbasis ethische und ökologische Praktiken entwickelt werden. Hauptaugenmerk liegt auf der Berichterstattung und der Reduzierung der Treibhausgasemissionen.
  • Dickinson College, USA: Diese private Universität verfügt über eigene Anlagen für erneuerbare Energien. Es betreibt eine Biokraftstoffanlage und recycelt Speiseöl, um Energie zu erzeugen. Der Verwaltung gehören drei Nachhaltigkeitsausschüsse an, und die Universität strebt an, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 75% zu senken. Darüber hinaus fließen 50% des Budgets der Cafeteria in den lokalen Markt, und die Unterkünfte der Studierenden sowie die akademischen Gebäude verfügen über Container für Recycling und Kompostierung.
  • Autonomous University of Nuevo Leon, Mexiko: Hier werden vordergründig  Energie- und Wasserverbrauch gemessen, um auf dieser Basis Informationen zur Belegung von Räumen, Grünflächen und zum Bau in den verschiedenen Universitätsgeländen aufzunehmen.
PLUS Green Campus Green University

Weitere Universitäten die aufgrund ihrer Lehr- und Ausbildungsinhalte sowie den praktischen Umsetzungen zur nachhaltigen Verbesserung zu den Green Universities zählen, sind:

  • University of Central Lancashire, Großbritannien
  • University College Cork, Irland
  • University of Murcia, Spanien
  • University of Greenwich, Großbritannien
  • University of Ottawa, Kanada
  • University of Sussex, Großbritannien
  • University of Nottingham, Großbritannien
  • University of Connecticut, USA
  • University of Oxford, Großbritannien
  • Wageningen University & Research, Niederlande
  • University of California Davis, USA
  • Universität Tübingen (Studium Oecologicum)
  • Leuphana Universität Lüneburg (Modul: Wissenschaft trägt Verantwortung)

Ideen zur Nachhaltigkeit im Studi-Alltag und an der Uni

Doch wie sieht es nun mit Ideen für einen nachhaltigen Studierendenalltag? Wo können wir persönliche wirklich mit oftmals kleinen Veränderungen etwas Großes bewirken? Wir haben uns hierzu einige Gedanken gemacht, die wir wie folgt für euch aufgelistet haben:

  • Kauft kein Dosenbier, sondern Bier in Glasflaschen (am besten Glasflaschen, die das Pfandsystem unterstützen).
  • Verzichtet beim nächtlichen Feiern auf das Pizzastück mit Wurst oder den Döner mit Fleisch, da  ein geringerer Fleischkonsum dem Abschaffen der Massentierhaltung zugutekommt.
  • Achtet darauf, bei Lebensmitteln zu prüfen, ob man den „Abfall” nicht doch noch verwerten kann (zum Beispiel: mit einer Orangenschale kann Öl angesetzt werden, Kaffeesatz dient super als Blumendünger oder Peeling, etc.).
  • Verzichtet darauf, ständig das Teewasser neu aufzukochen.
  • Sollen Weihnachtsgeschenke unterm Weihnachtsbaum liegen, wäre es toll, wenn diese nachhaltig sind.
    Dreht über die Nacht die Heizung ab, denn in der Regel seid ihr ohnehin in die warme Decke eingekuschelt.
  • Wenn ihr gerne Milch trinkt, wäre es wünschenswert, wenn diese ausschließlich von Abfüllstationen gekauft wird.
  • Geht es ans Geschirrabwaschen, solltet ihr das Wasser währenddessen nicht ständig laufen lassen.

Nun gut – viele dieser Ideen zielen auf den persönlichen Alltag ab. Doch welche Ideen gäbe es zusätzlich für die gesamte Universität? Wir wüssten da schon etwas:

  • Abschlussarbeiten sollten zukünftig nur mehr digital abgegeben werden. Falls ein ausgedrucktes Exemplar sein muss, dann versucht wenigstens, beidseitig zu bedrucken – im besten Fall  auf Recyclingpapier.
  • Wenn es um die Mensa-Angebote geht, könnte man darauf achten, dass nur mehr an einem Tag in der Woche Fleisch angeboten wird. Zudem könnte auf mit Wurst belegte Brote verzichtet werden.
  • Bei Uni-Exkursionen sollten Studierende wie auch Lehrkräfte mit Bus oder Bahn fahren können. Es müssen daher passende Ziele ausgewählt werden.
    Ist ein Flug nicht auszuschließen, sollte ein Maximum von einer Flugreise pro Student festgesetzt werden.
  • Öffentliche Küchen mit Aufwärmmöglichkeiten in den Unis sollten zum festen Inventar gehören. So können Studenten*innen ihr selbst mitgebrachtes Essen aufwärmen.
  • Süßigkeitenautomaten sollten entgegen den Mainstream-Produkten lieber mit Fairtrade-Schokolade befüllt sein (hier: Subventionen von der Regierung beantragen, damit es für Studierende noch leistbar bleibt).
  • Zukünftig würden Nachhaltigkeitsworkshops während der Orientierungstage für Erstsemestrige sinnvoll sein.
  • Kaffeeautomaten ohne recyclebare Papierbecher oder waschbare Kaffeetassen? Ein No-go! Alternativ ist es möglich, eigene Becher mitzubringen.
  • Nachhaltiges Bewusstsein durch Erfahrbares Lernen schulen. Gemeint sind hier weniger Vorträge als viel mehr Angebote, wodurch Student*innen herausfinden können, wie viel CO2 sie als Individuum verbrauchen (Bsp.: Radfahren und Busfahren im Vergleich, persönlicher Stromverbrauch,…).
  • Projekte für Student*innen an der Naturwissenschaftlichen Fakultät: Warum nicht den eigenen Anbau und die damit verbundene ökologische Verwertung von Lebensmitteln unterstützen? Lehramtsstudierende wiederum könnten in Schulen mit Schüler*innen gemeinsam Bäume pflanzen und beim gemeinsamen Einkaufen ein Bewusstsein für nachhaltige Produkte schaffen.
  • Es sollte der Entsorgung von Müllproduktion in den Waschräumen und Toiletten nachgegangen werden! Es ist bspw. immer noch unklar, wie die Klorollen von den Putzkräften entsorgt werden sollen, Papierhandtücher hingegen werden im Biomüll entsorgt. Ist dies tatsächlich nachhaltiger?

Eure Mull-Mädels
Alina, Elena und Andrea

 

Photo-Credit:
Absolventin: Photo by Juan Ramos on Unsplash
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