Krampus mit Fackel

„Und, wart ihr auch alle brav?“ Nein, nicht der Weihnachtsmann, sondern sein kirchlicher Verwandter, der heilige Nikolaus, stellt jedes Jahr aufs Neue unzähligen Kindern diese Frage. Begleitet wird der freundliche, alte Mann mit Bart jedoch vom Krampus – einem zotteligen Gesellen mit schrecklicher Mimik. Wo liegen die Wurzeln dieses teuflischen Gefährten? Die Antwort darauf findet ihr hier.

Es ist wieder so weit: mit dem 5. Dezember tauchen auch wieder die dunklen, knurrenden Gestalten mit Körben auf dem Rücken, langen Zungen und Weideruten in der Hand auf. Der sogenannte Krampustag ist da. Aber wer ist dieses furchterregende Wesen mit den Ziegenhörnern und dem „schiachen G’schau“ überhaupt? Und wie wird heute die Krampusgestalt von den Leuten aufgenommen? Um diese Fragen zu beantworten, habe ich mich für euch auf eine Spurensuche begeben, die mich schließlich bis nach Kitzbühel geführt hat. Dabei sind so einige interessante Dinge ans Licht gekommen…

Die Hintergründe der Sagengestalt „Krampus“

Woher der Name Krampus an sich kommt, ist nicht ganz geklärt. Man geht aber davon aus, dass es sich von „Krallen“ (dazu würde das Aussehen passen) oder „Krampen“ (ein gebogener Haken oder etwas Ausgetrocknetes) ableitet. Doch wie kam dieses Dream-Team, bestehend aus Nikolo und Krampus, zustande? Wo Gutes ist, muss auch Böses sein. Und Letzteres verkörpert nun mal klassischerweise der Teufel.

Krampus Museum Kitzbühel

Teufelswesen, wie Krampusse es sind, rufen bei vielen Leuten regelrechte Furcht oder auch nur Unbehagen hervor. Das bestätigen mir auch Studis aus Salzburg: „Grausig sind‘s. Ich bin da meistens gleich weg, wenn so wer daherkommt,“ antwortet mir eine Studentin vorm Unipark, als ich sie mit der Frage konfrontiere, was sie denn von den Krampusgestalten haltet. Zwei weitere Studierende bleiben stehen und auch sie sind nicht gerade angetan von den gehörnten Nikolaus-Gehilfen.

Begleiter seit der Kindheit

Doch woher kommt es, dass uns oft etwas mulmig wird, wenn wir es mit solchen Fratzen zu tun bekommen? Zu allererst sind es neben den oft wirklich furchterregenden Masken noch die unterbewussten Überbleibsel der traditionellen Krampus-Sage. Diese haben wohl viele von uns im Kindesalter zu hören bekommen. Für die Braven gibt’s ein rotes „Sackerl“ voll mit Leckereien und mit den Unartigen rechnet der Krampus mittels Kettengerassel und Weidenrute ab. Für unsere Eltern und Großeltern hieß es zusätzlich noch, dass einen jener unter fürchterlichem Gelächter in seinen riesigen Korb („Butte“ bzw. „Kraxn“ genannt) stopft und mitnehmen würde. Aus heutiger Sicht war diese Erziehungsmethode wohl alles andere als pädagogisch wertvoll. Aber dazu später mehr.

Der Krampus: Eine Krampusgestalt sitzt in einer Grotte im Kitzbüheler Krampusmuseum

Verwechslungsgefahr: Krampus vs. Percht

Achtung: Verwechselt die Krampusse nicht mit den Perchten! Da nehmen es die grausigen Gesellen ganz genau. Die Perchten treiben in den Rauhnächten des neuen Jahres ungezähmt ihr Unwesen, um den Winter zu verjagen. Und im Gegensatz zu den vielgehörnten Perchten sprießen den Krampussen nur zwei Hörner aus dem Schädel. Letztere gehören zu den klassischen Adventbräuchen und die Oberbefehlsgewalt über sie hat letzten Endes der gute Nikolaus.

Der Krampus: Mehrere Krampusmasken hängen nebeneinander an einer Wand.

Der Krampusbrauch aus heutiger, pädagogischer Sicht

Wie schon erwähnt, scheint diese alte Erziehungsmethode durch Belohnen oder Bestrafen sehr fragwürdig. Sie unterstützen nicht den selbstständigen Lernwillen von Kindern, sondern sie basieren vor allem auf Angst. Doch wie gehen Kinder heute mit Schreckgestalten, wie dem Krampus, um?

Zu diesem Thema konnte mir Sarah Rückl MA (SBK-Projektmitarbeiterin, Fachbereich Erziehungswissenschaft, Universität Salzburg) einige sehr interessante Einblicke gewähren. Mit zehn Jahren Kindergarten-Praxiserfahrung und einem abgeschlossenen Studium der Erziehungswissenschaft weiß Rückl, von was sie spricht: „Junge Kinder können in ihrer eigenen Vorstellungswelt schwer zwischen realen und verkleideten Personen unterscheiden. Handpuppen, wie der Kasperl oder das Krokodil, werden für Kinder von einem Moment auf den nächsten lebendig, sobald sie mit Bewegung und Sprache agieren. Genauso erleben Kinder auch die Erscheinung von Krampus und Nikolaus.“ Anders als Kinder, können Erwachsene erkennen, dass es sich lediglich um eine Person im Fellkostüm handelt. Rückl ist der Ansicht, dass dadurch Ängste bei Kindern entstehen können, da der Krampus in ihrer Vorstellung das Böse verkörpert und alles machen kann. Deswegen sollten besonders Eltern die Krampusgestalt nie als erschreckendes Druckmittel oder Bestrafung verwenden.

Krampus weiße Maske

Doch wann sollte man ein Kind mit den zotteligen Teufeln bekannt machen? Nach Rückl sollte dies „erst bei signalisierter Bereitschaft“ ins Auge gefasst werden, wobei aber immer eine „behutsame Heranführung“ sehr wichtig ist. Beispielsweise solle dem Kind die Chance gegeben werden, beim Verkleiden zuzusehen und zu beobachten, wenn der Krampus die Maske abnimmt. Damit kann das Ereignis zu einem spannenden Erlebnis für Jung und Alt werden.

Hat dich das Interesse an Brauchtum rund um Krampus und Percht gepackt? Wenn ja, dann kann ich dir das Krampusmuseum in Kitzbühel wärmstens empfehlen. Das Museum hat jeden Sonntag von 15:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.

Wenn dich Brauchtum, Sagen, Mythen und Geschichten aus vergangenen Zeiten rund um Salzburg generell interessieren, solltest du dir die Beiträge Ghost Walk – ein Sagenspaziergang durch Salzburg und Sagen-haftes Salzburg – der „Maunzteufel“ durchlesen.

Bis zum nächsten Mal,

eure Teresa

Teresa

Teresa ist die geborene Pendlerin – lernen, essen, schlafen – das Leben im Zug ist für sie kein Problem, weil sie die schönen Ausblicke in die Landschaft in vollen Zügen und zu jeder Jahreszeit genießt. Wenn sie nicht gerade ihre Nase in alte Bücher steckt, kommt ihre innere Straßenkünstlerin zum Vorschein, da in der Ball-Jonglage ihre Leidenschaft liegt.

 

 

 

Quellen:
Interview mit einem Mitarbeiter des Kitzbüheler „Krampusmuseums“
Pohanka, Reinhard: Teuflisches Österreich. Geschichten aus einem höllischen Land, Wien / Graz / Klagenfurt 2011, S.150-156.
Rest, Matthäus, Seiser Gertraud (Hg.): Wild und Schön. Der Krampus im Salzburger Land, Wien 2016, S.14-18.

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