Der Maunzteufel von Salzburg: die steinerne Statue des „Maunzteufels“.

Sagen, Märchen, Legenden und Mythen – wir Menschen begeistern uns seit jeher für Geschichten rund um schaurige Gemäuer, undefinierbare Wesenheiten in dichten Wäldern oder gar wunderbare Zaubertaten. Unzählige bekannte (Salzburger) Sagen werden dabei bereits seit Jahrhunderten überliefert und mündlich weitergetragen.

Vielerorts im deutschsprachigem Raum wurden alte Sagen und Geschichten sogar fast ausschließlich über die mündliche Überlieferung an nachfolgende Generationen weitergegeben. Trotz der Tatsache, dass Zauberer, Hexen und andere mystische Geschöpfe Ausgeburten menschlicher Vorstellung sind, liegt nicht selten auch ein Körnchen Wahrheit in den Geschichten. Eben eine solche will ich euch nun erzählen. Wenn ihr euch also für kurze Zeit von der Realität verabschieden und ins Reich der Teufel und Untiere eintauchen wollt, dann lest nur weiter.

Die Sage vom „Maunzteufel“

Die Legende, von der ich euch hier berichten möchte, nahm ihren Lauf im 16. Jahrhundert, als einiges im Salzburger Land noch wilder und roher erschien. Dazumal fürchtete man vieles, was man sich nicht erklären konnte. Selbst die unerforschte Natur ließ in den Köpfen der Menschen verschiedenste Ideen von gefährlichen Kreaturen aufsteigen. Eine dieser dunklen Wesenheiten hatte sich die dichten Wälder beim Haunsberg in Anthering (im nördlichen Tal des Salzburger Beckens gelegen) als Habitat gewählt.

Der Maunzteufel von Salzburg: Ausblick vom Haunsberg auf das darunter liegende Anthering.

Die Bewohner*innen dieses Landstriches hatten immer wieder eine merkwürdige Gestalt im „Maunzgraben“ gesehen, die durch’s Dickicht strich. Doch niemand traute sich näher an das „Untier“ heran und so wurde das Gebiet überwiegend gemieden. Da es nicht lange dauerte, bis sich die Neuigkeit verbreitete, gelangte die Kunde von diesem „Forstteufel“ im Jahre 1531 schließlich auch an den fürsterzbischöflichen Hof in Salzburg. Als der damals herrschende Kardinal Matthäus Lang davon erfuhr, was sich in den Wäldern von Anthering umhertreiben sollte, gab dieser prompt den Befehl, diese Wesenheit zu jagen, einzufangen und zu ihm zu bringen.

Der Maunzteufel von Salzburg: Waldfotografie mit Bäumen, Gesteinsformationen, Farnen, etc.

Gesagt, getan: man hob eine Fallgrube an jenem Ort aus, an dem die Kreatur schon des Öfteren gesehen wurde und wahrlich – die List glückte und in der Grube fand man wirklich ein missgestaltetes Wesen! Die Leute wussten nicht, wie sie diese Gestalt einordnen sollten. War es ein Mensch? War es ein Tier? Oder gar eine höllische Ausgeburt? So nannte man sie „Maunzteufel“ – nach dem Ort, wo sie gefangen wurde.

Das tragische Schicksal des „Maunzteufels“

In einen Käfig gesperrt brachte man diese Kuriosität über Anthering bis nach Salzburg. Dort stellte man den „Maunzteufel“ wohl auf einem großen Platz öffentlich aus. Doch zur Überraschung der Schaulustigen verhielt sich dieses „Untier“ überaus scheu gegenüber den Menschen und versuchte sich vor ihnen zu verbergen. Auch verweigerte es während seiner Gefangenschaft jegliche Nahrungsaufnahme. Dadurch wurde es zunehmend kraftloser, verlor schnell an Gewicht und wurde bald darauf tot in seinem eisernen Gefängnis gefunden. Was mit den sterblichen Überresten des „Maunzteufels“ geschah, wurde jedoch nicht dokumentiert. Es besteht die Annahme, dass man diese in der Nähe von Hellbrunn verscharrte.

Eine Sagengestalt aus Stein

Zum Andenken an dieses außergewöhnliche Ereignis in Salzburg entstand alsbald eine Skulptur der Gestalt. Diese könnt ihr noch heute im Park des Schlosses Hellbrunn besichtigen. Eine Kopie davon befindet sich zudem in einer Nische der Antheringer Friedhofsmauer (siehe Titelbild). Darauf ist folgender Text zu lesen:

„Anno 1531 ist ein so gestaltetes Monstrum, so man einen Forstteufel genennet, unter Regierung Cardinal Erzbischoffens zu Salzburg Matthäi Lang in Haunsperg auf einer Jagd gefangen worden, es war gelb von farb, gantz wildt und wollte die Leuth nit ansehen, sondern verbarg sich in die Winckel, trug einen Hahnenkamb auf dem Hauppt, hatte ein Menschenangesicht mit Bart, Adlerfuß, schier Löwentatzen und einen Hundßschweiff, starb bald Hungers man mochte ihm vil so lieblich lockhen oder sovil gewalts anthuen, daß es esßen oder trinckhen welte.“

Der heutige Gedanke hinter der Sage

Liest man sich die Beschreibung durch, dürfte es sich wohl eher um einen überaus schwer behinderten Menschen gehandelt habe, als um einen Teufel. Noch ehe die besagte Person als Attraktion für die Massen endete, war sie vermutlich aufgrund von Abscheu oder Angst der Gesellschaft gegenüber in die Wälder bei Anthering geflüchtet, so die Vermutung – ein vermeintlich tragisches Schicksal, das sich zu einer Sage entwickelte.

Doch nun genug der finsteren Geschichten und Sagen – ich hoffe, ich konnte euch kurz aus eurem Alltagsleben hinein in eine mystischere und oft auch um einiges dunklere Zeit entführen. Es wird sicherlich nicht die letzte Geschichte aus dem sagenumwobenen Salzburg gewesen sein. Wer übrigens noch mehr zum Thema Sagen, Mythen und Märchen erfahren möchte, sollte sich einmal Zeit für einen Ghost Walk durch die Mozartstadt nehmen.

Eure Teresa

Teresa

Teresa ist die geborene Pendlerin – lernen, essen, schlafen – das Leben im Zug ist für sie kein Problem, weil sie die schönen Ausblicke in die Landschaft in vollen Zügen und zu jeder Jahreszeit genießt. Wenn sie nicht gerade ihre Nase in alte Bücher steckt, kommt ihre innere Straßenkünstlerin zum Vorschein, da in der Ball-Jonglage ihre Leidenschaft liegt.

 

 

 

Quellen:
Pohanka, Reinhard: Teuflisches Österreich. Geschichten aus einem höllischen Land, Wien / Graz / Klagenfurt 2011, S.133f.
Michalek, Gerhard: Furchtlos und unbeugsam… Die Edelfreien von Haunsberg, Ein mächtiges bairisches Adelsgeschlecht im Hochmittelalter, Onlineausgabe 2015, Onlinequelle: https://books.google.at/books?id=4xl3DwAAQBAJ&pg=PT28&dq=anthering+1531+teufel&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi5yIDVq5XkAhUDpIsKHdQSDdIQ6AEIKDAA#v=onepage&q=anthering%201531%20teufel&f=false (Kapitel 2.1.).
https://www.anthering.at/Maunzteufel

Photo-Credits:
Titelbild: Harald Fuchs, in: Pohanka, Reinhard: Teuflisches Österreich. Geschichten aus einem höllischen Land, Wien / Graz / Klagenfurt 2011, S.133.
Bild von Anthering: Foto von Eweht von commons.wikimedia
Waldbild: Foto von Christy Rice von Pexel

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