Hoch über der Mozartstadt liegt das Museum der Moderne Salzburg. Der Name ist übrigens Programm. Im Museum beeindruckt nämlich ein Zusammenspiel aus zeitgenössischer Kunst, moderner Architektur und kultureller Vielfalt. Grund genug, um zusammen mit dem Team des commUNIty-Blogs am Mittwoch den 10. April an einer privaten Behind the Scenes Führung durch das Museum der Moderne Salzburg teilzunehmen.
Was wir bei unserem Rundgang durch das Museum als auch während unseres anschließenden Besuchs im Stammhaus Rupertinum und dem Generali Foundation Studienzentrum alles gelernt, gesehen und für euch erkundet haben, könnt ihr hier nachlesen.
Das Museum der Moderne Salzburg
Im Jahr 1983 gründete man das Museum mit einer damals noch überwiegend modernen druckgrafischen Sammlung im historischen Barockgebäude Rupertinum im Festspielbezirk. Erst 2004 erweiterte man die Ausstellungsfläche durch das Gebäude am Mönchsberg. Das vielen Menschen bekannte Museum der Moderne gibt es somit noch gar nicht so lange. Laut Victoria Fahrengruber, Kunstvermittlerin, haben sich mit der wachsenden Kunstsammlung vor Ort die Anforderungen an den Ausstellungsraum geändert. Positionen österreichischer und internationaler Gegenwartskunst, beispielsweise im Medium der Installation, brauchten daher mehr bzw. einen anderen Raum als Gemälde oder Grafiken.

Intelligente Raumgestaltung
Auf insgesamt drei Ebenen werden im Museum der Moderne Salzburg die unterschiedlichsten Ausstellungsformate realisiert. Alle drei bis sechs Monate bietet das Museumsteam dem Publikum neue Ausstellungen. Endet eine Ausstellung Sonntags, beginnt das Kunsttransportunternehmen hs art service austria bereits am Montag mit dem Ab- und Umbau. Die Kunstwerke werden dann zurück ins Depot oder zu den jeweiligen Leihgeber*innen gebracht. Was folgt, ist die Planung für den nächsten Ausstellungsaufbau durch die Kurator*innen. Bei der Raumplanung wird dabei versucht vorhandene Gipswände in die neuen Ausstellungen zu integrieren. Ist dies nicht möglich, müssen die Gipswände neu gebaut werden.

Die Planung einzelner Ausstellungen übernehmen fast ausschließlich Kuratorinnen. Das liegt daran, dass schätzungsweise 70 % der Hausbesetzung (abgesehen von Direktor Thorsten Sadowsky, dem hauseigenen Pressesprecher und einigen Mitarbeitern in Aufsicht und Technik) weiblich ist. Dazu zählt neben Victoria Fahrengruber auch Saskia Sikabonyi, Assistentin im Bereich Marketing und Kommunikation, die uns an diesem Tag ebenfalls begleitete.
Fun fact: Staunen mussten wir, als man uns erzählte, dass Hochzeitspaare nicht selten 500 Euro und mehr ausgeben, um den modernen Stiegenaufgang (siehe Gruppenbild oben) zu Ebene [3] für ein privates Fotoshooting nutzen zu dürfen. Ausschlaggebend für das Interesse an dieser Location, so Saskia Sikabonyi, ist die Kombination aus moderner Architektur und außergewöhnlicher Lichteinstrahlung.
Kunstpakete für Studierende
Kunst war und ist nicht nur älteren Generationen oder eingefleischten Kunstliebhaber*innen vorbehalten. Nicht was Interesse und schon gar nicht, was Zugang betrifft. Dies möchte auch das Museum der Moderne Salzburg klarstellen. Damit aktuelle und zukünftige Ausstellungen noch mehr Anklang finden, gibt es daher so genannte Kunstpakete. Diese sind vor allem auch für Student*innen (bis 26 Jahre) interessant. So findet beispielsweise jeden Mittwoch von 18 bis 20 Uhr der Student*innen-Abend statt. Bei diesem Angebot könnt ihr für nur 5 Euro die Ausstellungen am Mönchsberg (mit Führung) besuchen. Inkludiert ist hier auch die Berg- und Talfahrt mit dem Mönchsbergaufzug sowie ein Getränk im Restaurant m32. Beim Lazy Sunday Afternoon Mönchsberg zwischen 14 und 18 Uhr können Student*innen sogar um nur 2 Euro das Museum besuchen. Um 15 Uhr findet dann stets eine Gratisführung statt. Weitere attraktive Pakete sind das After Work mit Happy Hour-Special, das jeden Donnerstagabend am Mönchsberg um 5,70 Euro zu genießen ist. Das KunstHäppchen (immer mittwochs) wiederum beinhaltet um 9,90 Euro eine Führung im Rupertinum und ein Mittagsessen im Restaurant Sarastro.
Aktuelle Ausstellungen im Museum der Moderne Salzburg
Derzeit können Besucher*innen im Museum der Moderne Salzburg eine Ausstellung rund um den expressionistischen Maler, Grafiker und Bildhauer Ernst Ludwig Kirchner (1880 Aschaffenburg, DE – 1938 Davos, CH) besichtigen. Da viele nicht wissen, dass sich Kirchner auch mit Fotografie beschäftigte, ist dies Themenschwerpunkt der Ausstellung. Kirchner nutze Fotos (1300 Glas- und Zellulose-Negative sind hinterlassen worden), um private Momente festzuhalten, aber vor allem auch, um seine Werke zu dokumentieren. Das hatte damit zu tun, dass er auf einem Foto die Kontraste der Farben zueinander besser erkennen konnte. In der Regel sammelte Kirchner seine Fotos in dicken Fotoalben und verschickte sie nur auf Anfrage an ausgewählte Museen – stets mit dem Vermerk, sie verlässlich an ihn zurückzuschicken.

Drucktechniken neu entdecken
Auf Ebene [4] erwartete uns das 550 Blätter umfassende druckgrafische Werk des dänischen Nachkriegs-Avantgardekünstlers Asger Jorn (1914 Vejrum, DK – 1973 Aarhus, DK). Dieser begründete durch seine Synthese aus Surrealismus, Action-Painting, Informel und nordischer Volkskunst eine neue figurative Malerei. Da Jorn stets an dem Material interessiert war, mit dem er arbeitete, beschäftigte er sich auch mit Lithografien und Radierungen sowie Holz- und Linolschnitten. Zu Beginn der Ausstellung können Museumsbesucher*innen daher an einer interaktiven Grafikstation lernen, wie man eine Flach- oder Kaltnadelradierung gestaltet.

Im Anschluss an die Grafikstation zeigte uns Victoria Fahrengruber eine erst kürzlich entdeckte Linolplatte des Künstlers. Diese stammt Schätzungen zufolge aus den 1940er Jahren. Gefunden hat man sie in einem vergessenen Koffer auf einem Dachboden. Victoria Fahrengruber erzählte uns zudem, dass Asger Jorn im Rahmen seiner druckgrafischen Werke nicht der Vervielfältigung nachging, sondern viel mehr Freude an kunstvollen Experimentierverfahren hatte. Von manchen Blättern gibt es sogar nur ein bis zwei Exemplare.
Vom Museum in den Turm
Ehe es nun ins Rupertinum ging, führte uns Saskia Sikabonyi noch in den nahegelegenen „Amalie-Redlich-Turm“. In dem ehemaligen Wasserturm arbeiten die Kurator*innen und Assistenzkurator*innen. Außerdem befindet sich dort die Kunstvermittlungs- sowie die Marketing- und Kommunikations-Abteilung des Museums. Zusätzlich gibt es in den Obergeschoßen ein Apartment. Dieses wird ein Mal im Jahr an Künstler*innen vermietet, die in Salzburg ein artists-in-residence Programm verfolgen.

Kunst recherchieren und finden im Generali Foundation Studienzentrum
Einmal in der Altstadt angelangt, erreichten wir auch schon das Generali Foundation Studienzentrum. Dort erwartete uns bereits Bibliothekarin Stefanie Grünangerl. Wir erfuhren, dass die ansässige Kunstsammlung, das Archiv sowie die Bibliothek der Generali Foundation seit 2014 als Dauerleihgabe in Salzburg deponiert sind. 2016 wurden eine Studiengalerie, ein Büro- und Empfangsraum, ein Bibliotheksdepot und ein großzügiger Leseraum im Rupertinum eingerichtet. So können Student*innen in Fachpublikationen, Ausstellungskatalogen und Zeitschriften zu moderner und zeitgenössischer Kunst recherchieren. Auch kann man umfangreiche Literatursammlungen einzelner Künstler*innen sowie Kunstvideos einsehen.

Die Räume des Studienzentrums können darüber hinaus für Workshops oder Seminare genutzt werden. Natürlich sind auch Lehrveranstaltungen der Universität für Führungen oder Vorträge willkommen, so Stefanie Grünangerl. Nur ein Stockwerk über den genannten Räumlichkeiten befindet sich übrigens die äußerst sehenswerte Franz-West-Lounge (inklusive „funkigem“ Mobiliar).
In der angrenzenden Studiengalerie ist aktuell die Ausstellung „Sonne halt!“ zu sehen. Der gleichnamige Kultfilm sowie die Zusammenarbeit von Schriftsteller Konrad Bayer (1932-1964 Wien, AT) und Filmemacher Ferry Radax (1932 Wien, AT) werden darin thematisiert. Jeden Mittwoch findet im Rupertinum mittags und abends außerdem eine Führung statt. Besonders empfehlenswert ist die nächste Kurator*innenführung mit Marijana Schneider am 5. Juni um 18:30 Uhr.
Kunst neu entdecken, sich überraschen lassen und unbekannte „Welten“ erkunden – das ist dank dem Museum der Moderne Salzburg möglich. Und keine Sorge, ihr könnt die Ausstellungen auch ohne entsprechendes Hintergrundwissen besuchen. Warum also nicht mal den Weg hinauf auf den Berg (keine Sorge, es gibt auch einen Lift) oder hinein in das Rupertinum antreten?
Eure Anna

Anna K. war schon überall zu Hause: in Holland, Hong Kong, Singapur, Steyr, Wien und jetzt ist sie hier in Salzburg gelandet und fühlt sich pudelwohl. Wenn sie nicht gerade leidenschaftlich Kunstgeschichte studiert, verbringt sie ihre Zeit mit Yoga, Singen, Lesen, Kochen, in der Natur oder mit ihren Liebsten.
Photo-Credits: Matthias Freynschlag