Ich: „Chinazentrum, Universität Salzburg, Imbric, Grüß Gott!“
Anruferin: „Ja, Hallo! Ist da das Kinderzentrum?“
Ich: „Guten Morgen, hier ist das CHINAzentrum. Was können wir für Sie tun?“
Anruferin: „Ach, sehr schön, sehr schön! Darf ich mein Kind ab 15.00 Uhr bei Ihnen abgeben?“
Ich: „Sie meinen, Ihr Kind möchte zu uns zum Chinesisch-Schnupperkurs kommen und Chinesisch lernen?“
Anruferin: „Was, neben Kinderbetreuung bieten Sie jetzt auch Chinesisch-Kurse an? Wie toll! Also, darf ich ab 15.00 Uhr bei Ihnen am Kinderzentrum mein Kind abgeben?“
Tatsächlich gibt es mehrere Geschichten dieser Art. Doch entgegen aller Verwirrung hat das Chinazentrum der Universität Salzburg, nichts mit Kinderbetreuung zu tun. Kernpunkte unserer Arbeit sind die Sprache und Kultur Chinas. Und das nicht erst seit gestern. 2019 feiert das Chinazentrum sein 20-jähriges Bestehen. Grund genug, um unsere Arbeit etwas näher vorzustellen.
Eine Brücke zwischen Kulturen bauen
Das Chinazentrum der Universität Salzburg wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, die kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und China zu vertiefen. Insbesondere zwischen der Universität Salzburg und chinesischen Universitäten bzw. chinesischen Bildungseinrichtungen.

Das Angebot des Chinazentrums umfasst nach heutigem Stand
- ein Lehrprogramm in Form von vier Sprachkursen und einem Landes- und Kulturkundekurs,
- zwei Sommerschulen
- die kritische Vortragsreihe „Agorá“ und
- ein Interkulturelles Briefing.
Zusätzlich bemüht sich das Chinazentrum über zahlreiche Aktivitäten bei diversen Veranstaltungen, zu einem besseren Verständnis zwischen China und Österreich beizutragen.
Chinesisch sprechen oder wie aus der Mutter ein Pferd werden kann
Ein essentieller Teil unserer Arbeit ist die Lehre der chinesischen Sprache und Schrift. Wissenschaftler*innen vermuten, dass die Ursprünge der chinesischen Schrift 4.000 Jahre zurückliegen und die gesprochene Sprache bis ins ferne Altertum zurückreicht. Damit ist Chinesisch eine der ältesten Sprachen der Welt. Sie zählt ebenfalls zu den offiziellen Amtssprachen der Vereinten Nationen. Die Sprache umfasst schätzungsweise 50.000 Schriftzeichen. Davon verwendet werden allerdings bloß 5.000 bis 8.000. Für die Verständigung im Alltag reichen sogar „nur” etwa 3.000 Zeichen aus (siehe auch Neues Praktisches Chinesisch: Grundstufe Lehrbuch. Beijing Language and Culture University Press, 2009).
Die eigentliche Herausforderung besteht jedoch in der Aussprache. Die chinesische Sprache kennt vier Töne sowie einen „neutralen“ Ton. Vergreift man sich im Ton, kann es sehr leicht zu ungeplanten Situationen kommen. So kann die Silbe „ma“ beispielsweise viele Bedeutungen haben. Zwei davon sind Mutter und Pferd. Erwischt man nun den falschen Ton, wird aus der Mutter ein Pferd. Ein lustiger chinesischer Zungenbrecher lautet daher auch: „mǎ māma qímǎ mǎ màn mǎ māma mà mǎ.“ Auf Deutsch: „Mama Ma reitet das Pferd. Das Pferd ist langsam. Mama Ma schimpft auf das Pferd.” Der Teufel liegt also, wie man so schön sagt, im Detail. Doch auch, wenn Chinesisch zu lernen anspruchsvoll scheint, kann es nützlich sein, Kenntnisse in der Sprache zu haben. Zudem macht es sichtlich Spaß sie zu lernen, das bestätigen uns Studierende immer wieder.
China Know-How Summer School
Die Volksrepublik China. Ein Land, in dem eine rund 5.000 Jahre alte Kultur auf Moderne trifft und wo ein Stadtviertel in Peking teilweise so viele Einwohner*innen hat wie ganz Österreich. Seit 1999 wird alljährlich im August/September in China eine wissenschaftliche Sommerschule vom Chinazentrum für Studierende österreichischer und anderer europäischer Universitäten sowie Fachhochschulen durchgeführt.

Die China Know-How Summer School findet heuer an vier der renommiertesten Universitäten Chinas statt:
Die Sommerschule setzt sich aus mehreren Unterrichtsmodulen in englischer Sprache zusammen. Das Programm besteht aus Themengebieten wie Geschichte, Philosophie, Politik, Rechtssystem, Wirtschaft, Kultur sowie Cross-Cultural-Management. Darüber hinaus finden Expert*innengespräche mit österreichischen bzw. deutschen Bankfachleuten und Rechtsanwält*innen statt. Neben Sightseeing-Touren und Exkursionen werden zudem Firmenbesuche bei Joint-Venture-Unternehmen und chinesischen Firmen in Peking und in Shanghai organisiert.

Wenn ich nun dein Interesse geweckt habe und du an der Summer School teilnehmen möchtest, empfehle ich dir einen Besuch unserer Website. Dort findest du Erfahrungsberichte, nützliche Links und natürlich sämtliche Informationen rund um das Lehrangebot und die Teilnahmevoraussetzungen für unser Summer School-Programm. Als Student*in der Universität Salzburg kannst du dich übrigens für zwei Stipendien bewerben (Universität Salzburg und Eurasia-Pacific Uninet Stipendien), die sich zusammen auf ca. 1.600 € belaufen.
Anmerkung: Derzeit suchen wir noch nach verlässlichen und netten jungen Leuten, die unsere chinesischen Studierenden betreuen. Diese besuchen Europa im Rahmen der „Chinese-Austrian-EU Summer School“ im Juli und August 2019.
Dragana Imbric // Referentin Chinazentrum Universität Salzburg
Foto-Credit (Titelbild):
Foto-Credit (Verbotene Stadt, Peking): Victoria Scholl
Foto-Credit (China Know-How 2014, Suzhou): Philip Miglinci
Foto-Credit (Tempel des Himmlischen Friedens, Peking):